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von Detlef Rettig

Tauchziele Südamerika

Reisebericht Galapagos/Ecuador


46 Stunden, eine lange Reisezeit, natürlich inklusive aller Zwischenstops ist es ja schon, aber dann war es soweit. Endlich stand ich an Bord des 2-Rumpf-Katamarans „Nemo“ auf dem eine zusammengewürfelte Schar deutscher Taucher aus allen Bereichen der Bundesrepublik 2 Wochen einen Tauchtörn um das Galapagos-Archipel machen wollten.

GALAPAGOS, wohl der Traum jedes Tauchers, Tier-und Vogelbeobachters u. Ziel auch meiner Sehnsüchte nach Großfisch, Seelöwen und Ähnlichem.

Die Einschiffung ging recht zügig voran, Kajüte wurde zugewiesen, Markus aus der Pfalz wurde sozusagen mein Passmann. Ein Glück er schläft oben, hat doch im schmalen Rumpf des Katamarans das untere Bett nur eine Länge von 1,78 m (das weiß ich ganz genau ohne Messung, denn meine Füße und mein Kopf stellen eine feste Verbindung oben und unten her) so ist die obere Koje nur noch in Embryostellung zu beschlafen. Markus siehts gelassen, ist halt ´ne rheinische Frohnatur, leider mit einem barbarischen Knoten in der Zunge, aber wie sich später herausstellt lernt man dann im Notfall auch noch andere Fremdsprachen !

Punkt 0.00 Uhr werden die Motoren an- und wir praktisch aus dem Bett geworfen und „NEMO“ sticht in See Richtung San Cristobal.

Early-Morning-Dive, eigentlich ok, auch wenn wir relativ wenig Schlaf hatten. Der Trocki ist wieder mal nass, aber gleich Haie, Rochen, Schildkröten und wahnsinnig viel Fische, verzweifelt versuche ich Video-Aufnahmen zu machen, aber die Sicht ist leider enttäuschend, schätzungsweise 10 bis 15 m.

Nach diesem sogenannten Check-Dive (ohne Einsicht der Logbücher, Arzt-Bescheinigung o.ähnl.) geht’s weiter Richtung Isla Espanola. Die Insel der Tiere – dicht an dicht sitzen Masken- und Blaufußtölpel, Echsen und Albatrosse. Alle Brutplätze sind durch die Kennzeichnung eines Besichtigungsweges geschützt – nur manche Vögel halten sich nicht daran und nisten ganz einfach mitten auf dem Weg. Richtig blaue Watschelfüsse – was sich die Natur hat bei den Blaufusstölpeln einfallen lassen, ist gleichermaßen kurios und ungewöhnlich.

Vor Champion-Island endlich tauchen mit Seelöwen. Sie bewegen sich so flink und behende, dass es geradezu spielerisch aussieht. Man gewinnt den Eindruck, dass es ihnen ausgesprochen Freude macht, um die Taucher zu kreisen und Blasen auszustossen, so wie sie es von uns sehen.

Der Tauchgang vor North-Seymur beginnt eigentlich nicht sehr schön, schlechte Sicht und kein Fisch lassen Schlimmes ahnen. Urplötzlich zwei Seelöwen und sofortiger Stimmungswandel, ja fast Euphorie macht sich breit, die Tiere faszinieren halt so. Und dann kommt einer riesigen Welle gleich ein Schwarm Snapper, zwei Weißspitzenhaie und drei Adlerrochen ziehen majestätisch ihre Bahn. Etwas hektisch versuchen alle vernünftige Einstellungen für Video und Foto zu bekommen – gelöst und sichtlich gut gelaunt steigen wir auf.

Landgang auf Seymur. Auf dem abgesteckten Weg liegen behäbig Seelöwen herum, bereit ausgiebig gefilmt und fotografiert zu werden. Die gewaltig aufgeblasenen Kehlbeutel der männlichen Fregattvögel leuchten weit, hellblau und irgenwie tapsig sehen die Flossen der Blaufusstölpel aus und äusserst träge liegen die Echsen in der Sonne.

Zwischenstation Baltra – Auftanken, Proviant und Wasser bunkern – alles Vorbereitungen für die weite Fahrt zu den nördlichen Inseln Wolf und Darwin.

16 bis 18 Stunden Fahrt über den Pazifik und Wolf kommt in Sicht, der Seegang hielt sich in Grenzen und wir haben Glück, bis jetzt leidet noch niemand unter Seekrankheit. „I think the visibility is good“ sagt Georg, einer von unseren beiden Guides, wir nenne ihn so, denn wer kann schon Hoche´ richtig aussprechen. Wir sind gespannt auf die Tauchgänge mit Haien und Ähnlichem für die diese beiden Inseln weltberühmt sind. Mein Nacken ist etwas verspannt und ich habe leichte Schmerzen im linken Ohr – ich werde auch diese Nacht wieder Panotile hineintun – egal Haupt- sache, ich kann tauchen!

Da es wieder einmal keinen Strom in der Kabine gibt, bin ich mit Kamera und UW-Gehäuse an den Führungs-u. Überwachungsstand im Salon gezogen, etwas Durchsetzungsvermögen gehört schon dazu, die Accus voll zu bekommen. Aber wer sollte es wagen mich am Filmen zu hindern „Ich würde ihn den Haien zum Fressen vorwerfen“!

Der erste Tauchgang an der Insel Wolf hält alles, was man sich unter dem Begriff Galapagos verspricht. Wahnsinnig viele Hammerhaie – wir schätzen an die zwei- bis dreihundert Stück – ein Fischreichtum, der uns alle an Bord jubeln und gegenseitig etwas vorschwärmen lässt. Leider sind sie unheimlich scheu, die Aufnahmen, musste ich leider später feststellen, kann man alle komplett vergessen. Da ist die ebenso geduldige wie fotogene Schildkröte fast nur Nebensache. Die zwei Stunden Ober-flächenpause inklusive Mittagessen sind eine Ewigkeit, wenn man so heiß auf Tauchen ist. Nach der Fahrt zur Isla Darwin sind wir gespannt, was die Tauchgänge dort bringen werden.

Die Enttäuschung ist riesengroß, zwar sind Unmengen Muränen im Riff aber Großfisch- Fehlanzeige! Während des Filmens verliere ich meine Gruppe, komme in einen Down-Stream und beschließe als ich die Zodiacs höre, aufzutauchen. Jetzt macht sich meine Erfahrung im Setzen einer Boje auch im tiefen Wasser positiv bemerkbar. Meine Boje hat ein Spool und ist daher nicht nur als Oberflächen-markierung sondern auch für die Dekompression geeignet. Dank der Erfahrung meines Tauchfreundes Jan Seifert habe ich diese Maßnahme immer wieder geübt, die an der Oberfläche wissen, da kommt jemand hoch und ich hänge gemütlich auf Deko und packe meine Kamera zusammen. Auch die zweite Gruppe kommt hoch, ich rechne nach und stelle fest, dass meine Leute eigentlich schon lange keine Luft mehr haben können. Nach ca. 25 Minuten Suche finden wir sie an der Oberfläche treibend, in ca. einer Seemeile Entfernung. Die Stimmung ist etwas gedrückt, zumal meine Hinweise, dass die Strömung Richtung offenes Meer geht, nicht so recht angehört werden.

Ein weiterer Tauchgang vor Wolf – ca. 55 in Worten fünfundfünfzig Minuten hängen wir im freien Wasser und sehen keinen Fisch – dann doch lieber am Riff, mit geringerer Chance auf die großen Hammerhai-Schulen, aber jeder Menge Kleinfisch. Roca Redunda bringt für uns zwar keine Großfische aber massenhaft Schwärme und als Attraktion heiße, unterirdische Quellen. Luft- bzw. Gasblasen steigen wie im Mineralwasser auf und man spürt trotz einer Wassertemperatur von ca. 27 °C welche Wärme aus dem Erdinnern kommt. Auf dem Weg zurück sehen wir noch eine Schar junger Seelöwen, die dösend auf der Wasseroberfläche treiben.

Der Nachttauchgang an der Isla Isabela wird zu einem der beeindruckendsten Erlebnisse, die ich je unter Wasser erleben durfte. Beim Austauchen in geringerer Tiefe geraten wir alle in eine hallenartige Kuppelgrotte in der anscheinend die Rochen und Schildkröten ihre Nachtruhe verbringen wollen. Es ist unvorstellbar, aber ich kann keine Aufnahmen machen, da gerade die Schildkröten in Scharen unbeirrbar ihren Weg machen und mich geradezu über den Haufen rennen. Ich rette also meine Kamera und versuche wenigstens die neben- und übereinanderliegenden Stachelrochen zu filmen. In der Korallenwand kann ich noch einen kleinen Anglerfisch und Seepferdchen entdecken. Wir verabschieden uns von Galapagos und seinem Tierreich – klar wir hätten gern noch Wal-oder Tigerhai gesehen oder bessere Sichtweiten vorgefunden aber letztendlich haben wir bleibende Eindrücke gewonnen und würden alle gern wiederkommen.

Der Zwischenaufenthalt in Quito erinnert wieder daran, dass die Hauptstadt Ecudadors in fast 3000 m Höhe liegt, die Dichte der Luft ist geringer und ich muß richtig „pumpen“ und es geht auch Nichtrauchern so – na so etwas beruhigt doch die ewig angefeindete Raucherseele. Am nächsten Nachmittag geht’s los Richtung Coca, natürlich sehe ich mir vorher noch die wirklich schöne Altstadt Quitos an, immer mit der Kamera bewaffnet und gleichzeitig äußerst vorsichtig, denn gerade in der Stadt gibt’s viele „Fans“ für die Wertgegenstände von Touristen. Tja die Landung der kleinen Fokker erfolgt dann in Lago Agrio, Coca ging wohl nicht, also Gepäck erkämpfen und mit geradezu „perfekten“ Spanisch-Kenntnissen versuchen, den richtigen Bus Richtung Coca zu bekommen. Uff, geschafft neben mir sitzt eine junge, dicke Amerikanerin und erklärt mir, dass sie naturwissenschaftliche Untersuchungen in Ecuador vornimmt. Eigentlich sehr interessant, würden die doch bloß richtig deutlich Englisch sprechen und den obligatorischen Kaugummi aus dem Mund nehmen!

Angekommen stellt sich heraus, dass kein Mensch mehr da ist, um mich abzuholen – also los – mit einem gut gequirlten Mix aus beiden Sprachen komme ich tatsächlich in das Büro der Agentur. Rubberboots?? – ach ja, man kann auch Gummistiefel dazu sagen – kann ja nicht ahnen, dass ich die jetzt praktisch für eine Woche verpasst bekomme. Zwei Pärchen kommen mit mir zur Yuturi-Lodge. Wir fahren mit einem schmalen Boot den Napo-River stromabwärts, immer wieder diagonal über die gesamte Flussbreite, da sich das Flussbett ständig ändert und überall Untiefen lauern. Zwei Außenbordmotoren bringen das Boot auf ein, für mich, enormes Tempo. Ich sitze vorn - toll da kann ich schön filmen. Tja und dann fängt es an zu regnen . . . . Nicht umsonst gehört auch der Napo zu den Ausläufern des Amazonas umgeben vom gleichnamigen Regenwald. Sagte ich regnen? Quatsch, ich wurde geduscht, ok Geruchstechnisch gesehen nicht verkehrt, aber in Jeans? Später werde ich feststellen, dass die Klamotten auch nicht mehr trocknen, kein Wunder bei über 90 % Luftfeuchtigkeit im Dschungel. Dschungel – hört sich erst mal exotisch an, aber nach 5 Stunden im Boot und der Feststellung, dass nach der Yuturi - Lodge keinerlei „zivilisiertes“ Leben mehr kommt, fühlt man sich wie am Ende der Welt. Die Lodge besteht aus ca. 12 bis 14 kleinen Hütten als Unterkünfte und einem Haupthaus mit Küche und Essplätzen. Alles ist aus natürlichen Baustoffen zusammengezimmert und steht auf Stelzen wegen allem möglichen Getier. Na das ist doch beruhigend !!! Kurze Einweisung, was gibt’s an einem Raum mit Toilette und Dusche auch zu sehen, einem Hinweis auf die beschränkte Stromversorgung zwischen 18.00 und 22.00 Uhr und los geht’s zur ersten, nächtlichen Dschungeltour. Wie wichtig die Sache mit dem Strom ist merke ich leider zu spät, aber davon später. Das erste Tier, was uns Medardo, der Indio-Guide vom Stamm der Quichua, zeigt ist eine Vogelspinne. Wer mich kennt weiß, dass ich am liebsten abreisen würde. Die erste Nacht – der Gekko ist angenehm gegenüber den Kakerlaken in der Dusche – ruhig schlafen ? – ich glaub nicht daran. Ach ja, die Sache mit dem Strom! Ich stehe also unter der Dusche – ok nur Kaltwasser, aber das stört mich nicht, war noch nie kälteempfindlich – seife mich quietschvergnügt ein und plötzlich ist das Licht weg!

So Rettig, clever und wo ist jetzt die Taschenlampe ? Ich komme mir vor wie der nackte Mann aus der Fernsehwerbung . . . wenn Sie Geld brauchen . . . Lampe nach langem Suchen endlich im Gepäcksack gefunden, aber die ist natürlich vorschriftsmäßig O H N E Batterien. Nach ein paar Hautabschürfungen und mehreren ungewollten Längenmessungen meines Zimmerchens stehe ich mit der Taschenlampe im Mund unter der Dusche und beseitige den wenigen Seifenschaum, der Rest dürfte überall im Zimmer verteilt sein. Noch eine Zigarette – nein nicht aus Sucht oder gar aus Genuss – mehr aus Nervosität. Anfangs sind die Geräusche unheimlich, irgendwas tappelt neben meinem Bett lang, die Kakerlaken vor dem geistigen Auge, das Moskitonetz würde ich am liebsten antackern, aber der müde Körper verlangt seinen Tribut.

Der nächste Morgen beginnt noch vor dem Frühstück mit einer Kanu-Tour, schön langsam mit dem Paddel, ständig diesem wahnsinnig tollen Sound des Regenwaldes lauschend. Medardo kann bis zur Perfektion Tierstimmen immitieren, ich frage ihn was das komische Geräusch sein soll, er antwortet Nutria - häähh ? – und dann kommen sie – Otter ! Der Ton macht ein um Hilfe rufendes Otternbaby nach, sie kommen, um nach dem Rechten zu schauen, recken sich aus dem Wasser und sind wahnsinnig flink. Mit denen tauchen, das wär der Hammer, aber das Wasser im Dschungel ist sehr trübe, Sicht praktisch Null, weder Tauchen noch Schnorcheln möglich. Der erste Tag im Dschungel, die erste Stunde im Kanu und was passiert? Mich sticht eine große schwarze Wespe direkt unter dem rechten Auge. Medardo ist sofort bei mir, sieht sich die Sache an und rudert sofort zum Ufer. Wir gehen an Land, er sucht einen bestimmten Baum, ritzt mit der Machete die Rinde ein Stück auf und fängt mit einem Palmenblatt eine dunkelrote klebrige Flüssigkeit auf und streicht mir mit dem Finger etwas davon auf den Stich und die inzwischen angeschwollene Gesichtspartie. Schmerzfrei sofort und sehen kann ich auch uneingeschränkt, zwei Tage später ist die Schwellung weg – zuhause hätte ich wohl ins Krankenhaus gemusst. Jetzt nach dem Frühstück geht’s wieder los. Rubberboots und Raincape an und . . . . ich lass mich überraschen. Medardo macht mir zunächst aus dem Saft einer Frucht ein vorübergehendes Tatoo auf den Unterarm, d.h. ich hoffe, dass es auch wieder weg geht. Danach zeigt er verschiedene Möglichkeiten der Medizingewinnung aus Urwaldpflanzen. Nach ca. 3 Stunden Wanderung - wir sind inzwischen total durchgeschwitzt – gibt’s eine Pause zum Verschnaufen und Essen. Er wählt dazu einen Platz an dem auffällig wenig Blätter, Äste und Pflanzen am sonst dicht bewachsenen Boden sind. Seine Frage, warum dies so ist kann ich leider nicht beantworten. Die Erklärung, das Zitronenameisen alles um die Pflanze, die sie bewohnen freihalten, erstaunt sehr . Ach ja, die heißen übrigens so, weil sie danach schmecken, Medardo leckt sie mit sichtlichem Genuss vom Palmenblatt. Sein Angebot es ebenso zu tun möchte ich zunächst ablehnen, aber ich teste es – man will ja kein Weichei sein – und es schmeckt tatsächlich als ob man in eine Zitrone beisst. Beim Rückweg mit dem Kanu sind herrliche Aufnahmen von einem Dreizehen-Faultier möglich. Jetzt ist etwas Freizeit, vor allem zum Duschen, Sachen waschen, Erlebnisse aufschreiben und relaxen. Mir ist völlig schleierhaft, wie die Einheimischen inkl. Medardo bei dieser Hitze und Schwüle Volleyball spielen können – bei diesem Gedanken schlafe ich in meiner Hängematte vor meinem „Penthouse“ ein. So nun erst mal ´ne Zigarette, diesmal reiner Genuß beim Müßigsein. Am Abend „a las siete“, also ca. 19.00 Uhr wollen wir die Kaimane suchen. Da pünktlich 18.00 Uhr der Himmel sein Licht abschaltet, in völliger Dunkelheit. Leider können wir nur die Augen eines einzigen Kaimans sehen, da sie beim Anstrahlen dunkelrot leuchten, trotzdem ist es schon wegen des wahnsinnig vielstimmigen Sounds ein beeindruckendes Erlebnis.

Auch der nächste Tag bringt uns wieder in den Dschungel, wo auch sonst hin. Medardo zeigt mir, wie bei den Quichua aus einem Palmenwedel innerhalb weniger Minuten ein praktisches Backpack hergestellt wird. Meine kläglichen Versuche mit Hilfe einer geflochtenen Liane eine Palme zu erklimmen quittiert er mit einem schallenden Lachen und ist eins - fix – drei oben. Jerry, ein Amerikaner, der uns zusammen mit seiner Frau zeitweise begleitet, klagt über Magenschmerzen. Ich versuche zu übersetzen, da ja bekanntlich die meisten englisch sprechenden Völker kaum eine andere Sprache beherrschen oder wenigstens versuchen. Medardo schlägt mit der Machete eine kleine, dreieckige Öffnung in eine freigelegte Wurzel und fängt an dem Loch an zu saugen, bis eine milchige Flüssigkeit hervortritt. Als Jerry es ablehnt ihm gleichzutun fängt er wieder etwas Flüssigkeit mit einem Palmenblatt auf und gibt es ihm. Ca. zwei Stunden später sind Jerry´s Probleme weg. Ich habe die Flüssigkeit, verrückt wie ich manchmal bin, direkt aus der Wurzel gesaugt, sie schmeckte ungefähr so wie eine bittere Mandel.

Am Abend ging es zum Piranha-Angeln, mit meinerseits sehr geringem Erfolg. Aber ich bin nun mal Taucher und habe die Fleischstücken, die Medardo vorher mit der Machete kleingeschnitten hat, halt intensiv gebadet. Ich glaube die Quichua machen alles mit der Machete, mal abgesehen vom Zähneputzen vielleicht. Ungeachtet dessen macht es doch Spaß, zumal uns Medardo zeigt, dass ein gefangener Piranha locker einen Stock durchbeisst. Ich versuche ( mein Fleischstück erfreut sich immer noch am Bade) ein paar Eindrücke mit der Kamera einzufangen, aber ich glaube, das ist in der Gesamtheit aus Klang und Umwelt unmöglich. Auch die unzähligen Vogel- und Tierarten kann man gar nicht zeigen, da sie sehr scheu sind und viel mehr Zeit und Ruhe notwendig wären.

Beim Schreiben dieser Zeilen liege ich auf dem Bett und mir ist es inzwischen völlig egal, welches Getier hier mit mir im Zimmer ist. Man gewöhnt sich an alles, auch an Kakerlaken im Bad, Geckos und Ähnliches. Es ist zwar erst 21.00 Uhr Ortszeit(MEZ – 6 Std.) aber ich freue mich auf´s Schlafen. Morgen ist um 6.30 Uhr Frühstück und mein letzter Tag im Regenwald des Amazonas-Deltas kommt und außerdem geht pünktlich um 22.00 Uhr der Generator und damit das Licht aus und wir 5 Gäste haben zwangsläufig Nachtruhe.

Der neue Tag bringt uns zu den Eingeborenen, die meist direkt am Napo- River leben. Ob es die Palmen sind, aus deren Fasern die berühmten Panama - Hüte hergestellt werden (sie müssten eigentlich Ecuador-Hüte heißen) oder medizinische Pflanzen, allesamt wachsen in der Nähe des Hauses. Auch eine Palme, aus deren ca. 18 m hohen Krone uns ein Quichua eine große bohnenartige Frucht holt, deren Inhalt sehr süß schmeckt und sozusagen zum Naschen da ist. Haus – wir würden es wohl eher Hütte nennen – es besteht aus einem Haupthaus mit zwei Räumen, unterteilt in „Stube“ und Schlafraum sowie einem Nebenhaus, in dem ausschließlich die Küche untergebracht ist. Medardo und einer der Hausbewohner ( die Familie lebt generell zusammen) machen für uns Musik nach Art und Weise der Quichua nur mit Flöte und Trommel. Hört sich irgendwie einfach, aber auch sehr melodisch an. Plötzlich schreit draußen jemand und wir folgen alle dem Ruf. Vor uns liegt eine ca. 3 m lange Anaconda. Dunkel, fast schwarz und gefleckt wie ein Leopard sieht ihre Haut aus, irgendwie bedrohlich oder unheimlich und das obwohl sie eigentlich noch ein Baby ist. Leider muss sie sich den Touris für Foto- und Videoaufnahmen stellen. Eigentlich ist das aber ihre Rettung, denn die Quichua würden eine Riesenschlange in der Nähe ihrer Häuser auf jeden Fall töten. So aber, auf Intervention von uns Touris, darf sie im Fluss verschwinden. Zurück im Dschungelcamp zeigt uns Medardo noch den Gebrauch des Blasrohres, den alles entscheidenden Contest gewinne natürlich ich. Als Preis bekomme ich eine handgemachte Halskette überreicht.

So jetzt wird gepackt und morgen geht’s los Richtung Coca, raus aus dem Amazonas-Delta. Stromaufwärts werden wir ca. 5,5 bis 6 Stunden brauchen. Meine Zigaretten gehen auch zur Neige, also höchste Zeit zum Aufbruch.

Empfehlen ? Ja, schon um die Erfahrung im Dschungel zu machen – kein Radio, TV, Telefon oder sonstige Annehmlichkeiten, keine Air-Condition, warmes Wasser oder Luxus und ich glaube, nein ich weiß, die Menschen hier leben ruhiger, bescheidener aber auch zufriedener und glücklicher als wir. Zivilisation muss nicht unbedingt eine Tugend sein und wenn man die Fähigkeiten eines Quichua-Indios kennen gelernt hat, fragt man sich worauf die sogenannte „zivilisierte“ Welt sich etwas einbildet.
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