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von Roger Blum

Tauchen in Deutschland

Versunken im Schermützelsee


Buckow/Märkische Schweiz



Der Schermützelsee befindet sich etwa 50 Kilometer östlich von Berlin im Zentrum des Naturparks Märkische Schweiz. Der See gilt als Perle der Märkischen Schweiz. Er hat eine Maximaltiefe von 38,5 Metern. Im Südosten zwischen Schermützelsee und Weißen See hat der Tauchclub Buckow e.V. sein Domizil (weitere Infos unter www.tauchclub-buckow.de).


Schermützelsee

Luftaufnahme des Schermützelsees


Theodor Fontane lässt in seinem Werk „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ einen Buckower Fischer von Pfahlresten einer alten Stadt auf dem Grund des Schermützelsees berichten:

"Dort unten liegt die alte Stadt. Drüben am andern Ufer, wo Sie die spiegelglatte Stelle sehen, dort hat Alt-Buckow gestanden. Wir kennen die Stelle ganz genau. Von dem Eck dort, wo die Binsen hundert Schritt weit in den See hineingehen, bis hier gradüber von uns, wo die Weiden ins Wasser hängen so weit ging die Stadt. Ich spreche nicht von Glocken, die bei Sonnenuntergang klingen, Alt-Buckow hatte schwerlich Glocken, aber das müssen Sie schon glauben, daß wir an klaren Tagen zehn Fuß tief unterm Spiegel allerhand Pfahlwerk stehen sehn, Blockhäuser vielleicht, jedenfalls Zaun und Steg, und mancher unter uns hat etwas von dem Pfahlwerk herausgeholt und ihm einen guten Platz im Hausflur gegeben. Wir denken, es ist ein Segen dabei."


Hölzerne Pfähle auf dem Grund des Schermützelsees Hölzerne Pfähle auf dem Grund des Schermützelsees Hölzerne Pfähle auf dem Grund des Schermützelsees
Hölzerne Pfähle auf dem Grund des Schermützelsees


Doch wo befand sich die versunkene Stadt im Schermützelsee? Fontane macht folgende Angaben:

"Drüben, wo die Stadt stand, ist der See flach, wenigstens eine kurze Strecke; hier unter uns aber ist er tief, an hundert Fuß und darüber; hier wimmelt es auch von Fischen, aber wir haben wenig davon. Wenn wir hier Netze ziehn, so gehen die Fische tiefer, und wollen wir ihnen nach, so kommen wir in den alten Eichwald, der hier unten steht. Die Maschen zerreißen dann, die Fische schlüpfen durch, und ein paar abgebrochene Zacken sind alles, was wir mit nach oben bringen. Ja, so hat sich's geändert. Einst war alles Berg hier, und Stadt und Wald standen zwischen hüben und drüben, wie wir beide jetzt auf dieser Höhe stehn. In einer Nacht aber war alles vorbei. Der Berg ging nach unten, und der See kam herauf."

Der Flachbereich deutet auf das Gebiet im südöstlichen Seebereich um die Liebesinsel hin. Die Liebesinsel ist eine Anhöhe zwischen Schermützelsee und Weißen See.


Tauchen im Schermützelsee
Schermützelsee
Schermützelsee
Abtauchen im Schermützelsee


Die von Fontane beschriebenen Pfahlreste wurden vor über 50 Jahren von Sporttauchern wiederentdeckt. Die etwa 80 Pfähle gehören wahrscheinlich zu einer slawischen Brücke, die auf eine kleine Insel führte. Auf dieser könnte eine slawische Fluchtburg gestanden haben. Die Anlage soll eine Fläche von etwa 100 x 80 Metern eingenommen haben. Neben den Holzkonstruktionen fanden die Taucher einen Mahlstein, Tierknochen sowie viel mittelslawische und einige spätslawische Keramik. Die archäologischen Funde lassen auf eine Besiedlung im 9. Jahrhundert schließen.


Slawische Keramikfunde vom Grund des Schermützelsees Slawische Keramikfunde vom Grund des Schermützelsees Slawische Keramikfunde vom Grund des Schermützelsees
Slawische Keramikfunde vom Grund des Schermützelsees


Der Buckower Taucher Helmut Günzel hat in mühevoller Handarbeit ein maßstabgetreues Modell der Fluchtburg und der Brückenkonstruktion geschaffen. Ergänzt hat er seine Arbeit durch ein weiteres Modell, das die Lage der übriggebliebenen Pfähle und den Fundort des Mahlsteins zeigt. Die Anordnung der Pfähle stimmt weitgehend mit der tatsächlich heute unter Wasser vorzufindenden Positionen überein.


Modell der slawischen Fluchtburg vom Schermützelsee

Modell der slawischen Fluchtburg


Modell der slawischen Fluchtburg vom Schermützelsee

Modell der slawischen Fluchtburg vom Schermützelsee

Detailaufnahme der Brückenkonstruktion und Modell der Fundstelle


Die Slawen waren aber nicht die ersten Siedler am Schermützelsee. Am Werder zwischen Buckow- und Schermützelsee wurden zahlreiche Funde gemacht, die aus der mittleren Bronzezeit stammen.


Literatur/Quellen:

Biermann, Felix, „Der Burgwall von Fergitz (Uckermark) und die Inselsiedlungen der Slawenzeit im brandenburgischen Raum“, S. 127 in: Biermann/Heußner (Hrsg.), „Historische Gewässernutzung im nordostdeutschen Gebiet“, Habelt-Verlag Bonn
Wieland, Falk, „Tauchreiseführer Deutschland: Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen“, Verlag Stephanie Nagelschmid, Stuttgart, S. 198.
Zimmermann, Fluchtburg an der Liebesinsel, in Märkische Oderzeitung (MOZ) vom 13.5.2009

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