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25.12.2020
von Roger Blum

Ein Jahr wie kein anderes

Mein Jahresrückblick 2020


Ein seltsames Jahr geht in diesen Tagen zu Ende. Ein Großteil der geplanten Aktivitäten fiel aufgrund der Corona-Pandemie aus und ich habe gemerkt, dass die vielen Reisen, Tauchgänge und Treffen mit Freunden nicht selbstverständlich sind und wie sie mir fehlen. Andererseits wurden durch spontane Aktivitäten neue Projekte verwirklicht, die ich möglicherweise ohne Corona nie in Angriff genommen hätte. 2020 war mit Sicherheit ein besonderes Jahr.

Alles begann so unbeschwert. Den Jahreswechsel verbrachte ich wieder am Roten Meer in Jordanien. Das Corona-Virus noch ganz weit weg. Am Silvestertag unternahm ich noch zwei herrliche Tauchgänge am Kiwi-Riff an der Tala Bay nahe der Grenze zu Saudi-Arabien. Am Riff streckten mir die Muränen mit weit aufgerissenen Mäulern ihre Köpfe entgegen und bunte Korallenfische tanzten vor meiner Taucherbrille. Vor die Kamera bekam ich bizarre Gesellen wie die filigranen Harlekin-Geisterpfeifenfische. Und von den vielen farbenfrohen Nacktschnecken konnte ich gar nicht genug bekommen. Nach dem Auftauchen dauerte es nicht mehr lange, bis die Sonne unterging und wir das neue Jahr 2020 begrüßten. Im neuen Jahr unternahm ich noch weitere Tauchgänge im Roten Meer und einen Ausflug ins berühmte Wadi Rum.


Tauchen in Aquaba


Kiwi Reef Aqaba Jordanien
Cyclichthys orbicularis
Kiwi Reef
Rotfeuerfisch Pterois miles




Nach der Rückkehr aus Jordanien standen vor allem unterwasserarchäologische Untersuchungen auf dem Tauchprogramm. Häufig tauchte ich an den Überresten der Wasserburg im Werbellinsee. Unsere Arbeiten am Pfahlbau von Altenhof neigten sich dem Ende zu. Unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Felix Biermann und mit Genehmigung des Brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum haben wir den Fundplatz seit 2018 untersucht. Der Schwerpunkt unserer Tauchgänge lag in Vermessungsarbeiten sowie der Entnahme von Dendroproben und Metallprospektion. Die Befunde ermöglichten neue Erkenntnisse zum bisher noch ungeklärten Nutzen der baulichen Anlage. Bisher wurde vermutet, dass der Pfahlbau von Altenhof die Burg Breden sein könnte bzw. mit ihr in Zusammenhang stand. Prof. Biermann wertete historische Quellen aus und verglich diese mit unseren Funden und den Ergebnissen der Dendroproben. Diese deuten darauf hin, dass die Kemlade um 1273 errichtet, etwa 10 Jahre später weiter ausgebaut oder bereits restauriert und vor 1330 wahrscheinlich durch einen Brand zerstört wurde. Es kann vermutet werden, dass der Pfahlbau von Altenhof nicht – wie bisher angenommen – der Burg Breden zuzuordnen ist, sondern es sich vielmehr um die Überreste der mittelalterlichen Burg Werbellin handelt, die bisher am Südufer des Werbellinsees bei Eichhost verortet wurde. Die Forschungsergebnisse wurden in der Zeitschrift für Burgenforschung und Denkmalpflege „Burgen und Schlösser“ veröffentlicht (vgl. Felix Biermann/Roger Blum/Jan Seifert: „Ein markgräflicher Pfahlbau im Werbellinsee: die spätmittelalterliche Kemlade von Altenhof (Brandenburg) in: Burgen und Schlösser, 2/2020, S. 66 – 94).


Überreste der Askanierburg Werbellin


Nachdem wir die Untersuchungen am Werbellinsee abgeschlossen hatten, rückten weitere Fundplätze in den Taucher-Fokus. Es ist spannend die heimischen Gewässer zu erkunden, denn jeder See erzählt seine eigene Geschichte.


Zander bewachen ein Wrack
Ein Zander bewacht das Wrack eines Ziegelkahns


Im Februar und März hatte uns das Corona-Virus erreicht. Einen Flug nach Odessa trat ich nicht mehr an, zu groß war die Angst nicht mehr nach Deutschland zurückzukommen. Geplant waren Wracktauchgänge an der ukrainischen Schwarzmeerküste. Odessa lockt mit dem Versprechen eines der interessantesten Wracktauchreviere in Europa zu sein. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Auch die Thailand-Reise im April wurde coronabedingt kurzfristig storniert, ebenso die darauffolgende Reise in den Südkaukasus nach Armenien.

Ich hatte im Februar gelesen, dass die Republik Arzach (Bergkarabach) nach Beendigung des Bürgerkrieges für den Tourismus öffnete und kaufte Flugtickets. Von Jerewan wurden Ausflüge in die Hauptstadt Stepanakert angeboten und von Berlin aus günstige Flüge nach Jerewan. Ich freute mich auf dieses spannende Land. Aber auch diese Flüge wurden coronabedingt gestrichen. Im Sommer wollte ich einen zweiten Anlauf starten, doch in Bergkarabach brachen Kämpfe zwischen den Streitkräften von Armenien und Aserbaidschan aus. Das Land wird wohl für die nächsten Jahre nicht mehr ohne weiteres zu bereisen sein. Schade.

Wohin also in diesen herausfordernden Zeiten? Das Coronavirus hatte meine Reiseplanung zunichte gemacht. Dank weltweiter Einreisebeschränkungen und lahmgelegten Flugbetrieb war der Radius der potentiellen Reiseziele stark dezimiert. Warum nicht einmal in die Berge? Also Tauchausrüstung im Auto verstaut und ab nach Bayern.


Tauchen in Bayern


Nach ein paar herrlichen Tagen ging es weiter nach Österreich ins Salzburger Land. Die traumhafte Seenlandschaft zog mich sofort in ihren Bann. Die Gewässer locken mit herrlichen Tauchplätzen und erzählen teils abenteuerliche Schatzgeschichten.

Ich unternahm mehrere Tauchgänge im Hallstätter See, im Mondsee und im Attersee.


Tauchen im Attersee


Mich interessierten vor allem die Pfahlbauten im Mondsee-Attersee-Gebiet. Sie wurden in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. Zwar sind große Teile des Mondsees zum Tauchen freigegeben, doch sich die Überreste der Pfahlbauten durch Tauchverbotszonen geschützt. Im Örtchen Mondsee befindet sich das zentrale Pfahlbaumuseum Österreichs und am See werden an Infotafeln auf die Pfahlbauforschung und ihre Geschichte, auf Zeugnisse der Pfahlfeder und Funde wie Werkzeuge und Keramik aus der „Mondseekultur“ hingewiesen. Besonders berühmt sind die reich verzierten kleinen Krüge. Die durch ihre deutlichen Ornamente sehr eindrückliche Keramik prägte den Namen der jungsteinzeitlichen Mondsee-Gruppe.


Info-Pavillons am Mondsee
Informationen rund um die Pfahlbauten werden in Info-Pavillons am Mondsee vermittelt.


Kurz bevor die Corona-Einschränkungen erneut verstärkt wurden, unternahmen wir noch einen Abstecher nach Ljubljana. Die Hauptstadt Sloweniens mit ihrer malerischen Altstadt zog mich sofort in ihren Bann.


Ljubljana
Bummeln durch Ljubljana


Aber zurück zum Tauchen: Wieder in Berlin angekommen nutzte ich den Rest des Sommers zur Erkundung interessanter Tauchplätze, u.a. an der Remusinsel im Rheinsberger See bei Warenthin, im Liepnitzsee bei Wandlitz oder im Schermützelsee bei Buckow.


Remusinsel


Im Herbst wagte ich nochmals den Versuch ans Meer zu kommen, doch nicht sonderlich überraschend war die coronabedingte Stornierung meines gebuchten Rückfluges von Montenegro nach Berlin. Aber es stellte sich für mich die Frage, weshalb nicht auch der Hinflug gestrichen wurde. Dieser fand tatsächlich statt, letztlich aber ohne mich, da ohne Rückflug die Reiseplanung aufgegeben wurde. Ich verbrachte die Herbstferien auf der Ostsee. Wir kreuzten vor Rügen, durch die schwedische Schärenlandschaft nach Stockholm und dann entlang der Aland-Inseln nach Turku in Finnland.


Ostsee

Auf der Ostsee


Während des gesamten Jahres 2020 begleitete mich ein besonders spannendes Projekt. Anlässlich des 30-Jubiläums des Tauchsportklubs Adlershof im ProSport 24 e.V. und des 20. Jubiläum des Tauchveteranen-Treffen der „Alten Karpfen“ entstand das Buch „Schwerelose Zeiten – Tauchererinnerungen“. Gemeinsam mit meinem Bruder traf ich eine Vielzahl interessanter Personen, die uns von den „wilden“ Anfangsjahren des Tauchens am Heinitzsee, der Organisation des Tauchsports in den 1960er Jahren, der Teilnahme an nationalen und internationalen Wettkämpfen, archäologischen Exkursionen und wissenschaftlichen Expeditionen rund um die Welt berichteten. Das Buch endet mit der Geschichte des Tauchsportklubs Adlershof und der Sammlung historischer Tauchtechnik im Sporttauchermuseum Wendenschloß. Zu den Interviewpartnern und Mitwirkenden gehören Prof. Dr. Gernot Badtke, Manfred Börner, Volker Buder, René Enter, Norbert Gierschner, Horst Kerzig, Klaus-Dieter „Eule“ Krüger, Uwe Mattern, Günter Netzel, Bernd Papenfuß, Horst Pastor, Peter Raasch, Dr. Martin Rauschert, Otmar Richter, Peter Scharf, Jürgen Schmidt, Siegfried Schmidt, Uwe Scholz, Hans-Jürgen Schulz, Jan Seifert, Gerhard Steinert, Lutz Strobel, Falk Wieland und Dr. Helmut Wolff. Sie lassen uns an ihren Erinnerungen, Schicksalsschlägen und alltäglichen Herausforderungen teilhaben. Wir sind dankbar, dass sie uns so viele persönliche Eindrücke und Erlebnisse vermittelt sowie Fotos und Dokumente zur Verfügung gestellt haben und hatten das Glück, ihnen zuhören zu dürfen, um ihre Geschichten zu bewahren.


Schwerelose Zeiten


Das Buch „Schwerelose Zeiten“ sollte auf dem 20. Treffen der „Alten Karpfen“ am 14. November 2020 vorgestellt werden. Doch trotz Hygienekonzept war die Veranstaltung aufgrund der drastisch ansteigenden Coronafälle und des hohen Alters der Teilnehmer nicht zu verantworten. Auch die „Lange Nacht des Tauchens“ wurde abgesagt.

Nun endet das Jahr. Die Seen frieren langsam zu und es bleibt zu hoffen, dass wir 2021 zu einem normalen Leben zurückkehren uns wieder gemeinsam treffen können, vielleicht sogar schon bald beim Glühwein nach einem Eistauchgang.

Ich wünsche allen ein frohes neues Jahr 2021 und bleibt gesund!
Roger


Tauchen


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